Im deutschen Mittelstand herrscht Existenzangst, weil alle Kosten derzeit gleichzeitig durch die Decke gehen. So liegen die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte schon seit Monaten um mehr als 30 Prozent über Vorjahresniveau. Zudem droht nun noch eine Lohn-Preis-Spirale. Mit dem klassischen Kostenmanagement kommt man aktuell nicht weiter.
Kostenarten
Nach Angaben von Destatis lagen die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte im Juli 2022 um 37,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
- Energie: Hauptverantwortlich für den starken Anstieg sind die Energiepreise. Sie lagen im Juli 2022 um 105 Prozent höher als im Juli 2022. Es ist zu befürchten, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist.
- Vorleistungsgüter: Metalle, Dünge- und Futtermittel, Holzprodukte und andere Vorleistungsgüter verteuerten sich um 19,1 Prozent. Metalle wie Roheisen, Stahl, Ferrolegierungen und Nichteisenmetalle trugen mit einem Preisanstieg von 29,6 Prozent zum Anstieg bei. Um 104,4 Prozent stiegen Düngemittel und Stickstoffverbindungen besonders stark. Das wird bald noch Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise und -mengen haben.
- Investitionsgüter: Sie stiegen im Durchschnitt um 8,0 Prozent. So betrug z. B. der Anstieg bei Turbinen 22,4 Prozent, bei Maschinen 9,7 Prozent, bei Ventilatoren 21,2 Prozent und bei Aufzügen und Rolltreppen 17,8 Prozent.
- Gebrauchsgüter: Sie lagen um 10,9 Prozent höher. Dabei stachen vor allem Möbel mit einem Anstieg um 13,6 Prozent heraus.
- Verbrauchsgüter: Sie lagen im Durchschnitt um 16,2 Prozent höher als im Juni 2021. Beispiele: Nahrungsmittel + 21,1 Prozent. Der Preisanstieg war besonders hoch bei Kaffee + 31,6 Prozent, bei Butter + 75,2 Prozent, bei Milch und Rahm + 32 Prozent und bei Fleisch um 23,5 Prozent.
Kostenmanagement
Da sich Kostensteigerungen sofort in der Marge niederschlagen, ist schnelles Handeln gefragt:
- Preiserhöhungen: Prüfen Sie in Ihren Lieferverträgen die Möglichkeiten, Preise anzupassen. Versuchen Sie, sich mit Ihren Kunden zu einigen. Bauen Sie in allen Verträgen ab sofort Preisindexklauseln ein.
- Produktionsstopp: Einige Mittelständler haben bereits ihre Produktion gedrosselt oder zeitweise ganz stillgelegt. Das kann im Zusammenspiel mit der Kurzarbeit Kosten vermeiden, ist aber allenfalls eine vorübergehende Lösung.
- Produktionsverlagerung: Der Standortwechsel, z.B. nach Portugal, Polen oder Nordafrika erfordert Zeit, wird aber von einigen Mittelständlern vorangetrieben.
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